Dimensionsabschätzung von Attraktoren mit Hilfe von Feedback-System-Methoden
und Ljapunow-Funktionen
Die Bearbeitung des Themas erfolgt in drei Richtungen:
a) Dimensions- und Entropieabschätzungen für invariante
Mengen dynamischer Systeme auf Riemannschen Mannigfaltigkeiten
Im Mittelpunkt sollen dimensionsartige Eigenschaften invarianter Mengen
von Flüssen und Abbildungen auf allgemeinen Riemannschen Mannigfaltigkeiten
stehen. In der Sprache der Singulärwerte des Differentials einer Abbildung
bzw. der Eigenwerte des symmetrischen Teils der kovarianten Ableitung des
Vektorfeldes sollen Schranken für Hausdorff- und kapazitive Dimension
sowie der topologischen Entropie angegeben werden. Da die Singulärwerte
vom Metriktensor abhängen, wird der Generierung solcher Metriken unter
Verwendung von Ljapunow-Funktionen für hydrodynamische Differentialgleichungen
bzw. Differentialgleichungen mit zylindrischem Phasenraum große Bedeutung
beigemessen. Besonders effektiv geschieht dies für Systeme der automatischen
Steuerung. Dimensions- und Entropieschrankenwerte sind insbesondere dafür
geeignet, um Rückschlüsse auf die globale Dynamik zu ziehen.
So sollen unter Einbeziehung geometrischer Eigenschaften der Mannigfaltigkeit
(Homologiegruppe, Schnittkrümmung usw.) weitere Aussagen über
die Anzahl periodischer Orbits, über die Stabilität bzw. Instabilität
beliebiger Orbits, über globale Konvergenz und andere Eigenschaften
abgeleitet werden. Während die Singulärwerte einer Tangentialabbildung
das lokale zeitabhängige Kontraktions- und Streckungsverhalten charakterisieren,
beschreiben verschiedene Varianten von Ljapunow-Exponenten (eines invarianten
Maßes, lokale obere, globale obere usw.) den asymptotischen Zustand
der lokalen Deformationen. Es wird deshalb angestrebt, dimensionsartige
Aussagen auch in der Sprache solcher Exponenten zu formulieren. Neben Überdeckungsstrategien
mit Kugeln und Ellipsoiden und Verwendung der damit verbundenen äußeren
Hausdorff- bzw. kapazitiven Maße, sollen auch Überdeckungen
der invarianten Menge vom allgemeinen Caratheodory-Typ verwendet werden.
Besondere Bedeutung kommt der Einführung von Normalkoordinaten und
den damit verbundenen transversalen Schnitten zu.
b) Dimensionsabschätzung invarianter Mengen von nicht injektiven
Abbildungen und mit schwach-hyperbolischer Struktur
Verbesserung bisher bekannter Dimensionsschranken für invariante
Mengen von bestimmten Klassen von Abbildungen auf Riemannschen Mannigfaltigkeiten
unter stärkerer Nutzung spezieller Eigenschaften der Abbildungsklasse.
Dabei soll einerseits eine äquivariante Zerlegung des Tangentialbündels
betrachtet werden, die eine Verallgemeinerung des Konzepts der hyperbolischen
Mengen darstellt. Andererseits soll die Vielfachheitsfunktion der Abbildung,
die die Anzahl der Urbilder im jeweiligen Punkt beschreibt, in die Formeln
zur Abschätzung der Hausdorff-Dimension nach Douady und Oesterle einbezogen
werden. Dadurch können anstelle der bisherigen globalen Bedingungen
nach Douady und Oesterle für nicht injektive Abbildungen lokale Bedingungen
an die Singulärwertfunktion der Tangentialabbildung formuliert werden.
Analog kann in Oberschranken für die kapazitive Dimension nach Temam
und Chen die Vielfachheitsfunktion einer Abbildung mit einbezogen werden.
Besondere Beachtung sollen solche Systeme finden, die in Anwendungen eine
große Rolle spielen (z. B. Chua-Generatoren oder Belykh-Abbildungen).
Auf der Grundlage der für Abbildungen erzielten Ergebnisse sollen
Aussagen über die Hausdorff-Dimension fraktaler Basismengen, die bei
globalen homoklinen Bifurkationen von Vektorfeldern auf Mannigfaltigkeiten
auftreten, gewonnen werden.
c) Nichtlokale Integralmannigfaltigkeiten und nichtlineare Mehrpunkt-Randwertprobleme
Integralmannigfaltigkeiten sind die Verallgemeinerung von stationären
Punkten bei nichtlinearen Differentialgleichungen. Es sollen nichtlokale
Integralmannigfaltigkeiten untersucht werden, die das asymptotische Verhalten
der Lösungen von Differentialgleichungen beschreiben (Versklavungsprinzip).
Die entwickelten Verfahren sollen unter anderem die Abschätzung der
Güte von (z. B. numerisch ermittelten) approximierenden Mannigfaltigkeiten
erlauben. Inertiale Mannigfaltigkeiten sind endlich-dimensionale Mannigfaltigkeiten,
die die Reduktion unendlich-dimensionaler oder hochdimensionaler Differentialgleichungen
auf niedrigdimensionale Differentialgleichungen erlauben. Invariante Mengen
wie zum Beispiel Attraktoren liegen dann auf einer inertialen Mannigfaltigkeit.
Ziel soll es sein, a-priori Abschätzungen für die Dimension solcher
Attraktoren zu erhalten. Die Berechnung inertialer Mannigfaltigkeiten wird
in enger Verbindung mit der Lösung von speziellen Zwei-Punkt-Randwertproblemen
vom verallgemeinerten Nicolleti-Typ und mit numerischen Verfahren wie dem
Galerkin-Verfahren für nichtlineare Probleme betrachtet. Generell
geht es dabei um die Konstruktion von nichtlokalen Integralmannigfaltigkeiten
mit Eigenschaften wie "overflowing invariant" oder "inflowing invariant"
für große Systeme mit schwacher Kopplung als Grenzmannigfaltigkeiten
von zeitabhängigen invarianten Mannigfaltigkeiten.
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